Stephan von Landskron, "Himelstraß"
F-qh2g
Vgl. auch die maschinenschriftliche Karteikarte in PDF (in Verwendung Anfang/Mitte des 20. Jh.).
General Information
Original Condition
Kapitelzählung im Text: 36, 37, 39
Alle drei Bifolia sind Teil ein und desselben Sexternios (Glaßner - Keller, Fragmente, 2021, 10, 11, Lagengrafik: 12)
Current Condition
ULBT, Frg. 39_3 ist unbeschnitten und exakt gleich groß wie ULBT, Frg. 40. Auch das Seitenlayout ist identisch: Eine Blatthälfte weist jeweils zwei Kolumnen auf, die sich auf ULBT, Frg. 39_3 und ULBT, Frg. 40 auf derselben Position innerhalb der Blattseite befinden. Ebenso gleich groß sind die Interkolumnen bzw. Kolumnenbreiten der beiden Fragmente. ULBT, Frg. 39_3 und ULBT, Frg. 40 könnten, trotz unterschiedlicher Schrift, Teil derselben ursprünglichen Papierhandschrift gewesen sein.
ULBT, Frg. 39_1 und ULBT, Frg. 39_2 sind an allen vier Seiten beschnitten, die Kolumnenbreite und das Interkolumnium stimmen aber auch hier mit ULBT, Frg. 39 und ULBT, Frg. 40 überein.
Auf der Versoseite jeweils sehr starke Kleberreste; Papier brüchig und empfindlich
ULBT, Frg. 39_1 und ULBT, Frg. 39_2 sind die beiden äußeren Doppelblätter eines Sexternios und das zweitinnerste Blatt.
Book Decoration and Musical Notation
Rotstrichelungen, rote Überschriften, rote oder blaue Lombarden, große Initialen in roter oder blauer Farbe, die sich über 5–6 Zeilen erstrecken: ULBT, Frg. 39_2r, linke und rechte Blattseite; ULBT, Frg. 39_3r, linke Blattseite
Content
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Content Item
- Persons Stephan von Landskron
- Text Language Ostoberbairisch
- Title "Himelstraß"
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Content Description
Teile aus Kap. 35–39
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Remarks
Identifikation des Textes durch Christine Glaßner und Karl Heinz Keller im März 2020
Host Volume
Zu ULBT, Ink. 104 A 2:
Diese Inkunabel war ebenso der Trägerband von ULBT, Frg. 40 und ULBT, Frg. 127.
VDS und HDS: Der vordere Spiegel ist heute leer, weist aber Abklatschspuren von ULBT, Frg. 40v (Papier) auf. ULBT, Frg. 40 ist in seinen Rissen und Löchern am oberen und unteren Blattende deckungsgleich mit den am VDS verbliebenen Papierspuren, die sich bei Aufeinanderlegen des Fragments auf den Spiegel des Vorderdeckels perfekt ergänzen und die Formen des unzerstörten Papierblattes zeigen. Ebenso leer ist heute der hintere Spiegel, der Abklatschspuren von ULBT, Frg. 39_3v (Papier) aufweist. Auch ULBT, Frg. 39_3 ist in seinen Rissen und Löchern am unteren und seitlichen Blattrand deckungsgleich mit den am HDS verbliebenen Papierspuren, die sich bei Aufeinanderlegen des Fragments auf den Spiegel des hinteren Deckels auch in diesem Fall eindeutig ergänzen und gemeinsam die Formen des unzerstörten Papierblattes zeigen. Auf der rechten Blattseite von ULBT, Frg. 39_3r sind zwischen den beiden Kolumnen farblose Abdrücke des Nachsatzblattes von ULBT, Ink. 104 A 2 zu erkennen. Das Nachsatzblatt in Pergament mit großer eckiger gotischer Schrift und sichtbarer Tintenlinierung der Zeilen und des Schriftspiegels ist nur mehr als dreiecksförmiger länglicher Streifen von ca. 480 x 103 x 20 mm erhalten. Denkbar wäre, dass auch das Vorsatzblatt aus einem solchen Pergamentblatt mit großer gotischer Schrift als Schutz gedient hat. Ein genau solches und dazugehöriges Blatt wurde ebenso als Vorsatzblatt in ULBT, Ink. 104 B 9, dem Trägerband von ULBT, Frg. 39 eingesetzt. Das Blatt wurde zwar beschnitten, aber beide Kolumnen sind weitestgehend sichtbar. Circa 30/35 mm des Vorsatzblattes stehen zwischen erster und zweiter Lage des Buches vor.
FÄLZE ZU ULBT, FRG. 127: Anfangs und zuweilen innerhalb des Buches In-situ-Pergamentfälze ohne Schrift; alle anderen mit Schrift. Einige davon stammen aus demselben ursprünglichen Schriftstück wie ULBT, Frg. 127 und befinden sich zwischen ff. 36/37, 44/45, 52/53, 258/259, 266/267, 274/275, 282/283, 290/291, 298/299, 306/307, 314/315, 322/323, 330/331, 338/339, 346/347, 354/355, 370/371 (Lage lose, Frg. lose hängend). Diese Fälze sind nur einseitig beschrieben, womöglich handelt es sich um einen Urkundentext.
Die Schriftseite in der Falzfaltung ist zuweilen innen, zuweilen außen und weist auf Willkür in der Faltung des Recyclingmaterials hin. 17 Falzstreifen kommen aus demselben ursprünglichen Schriftstück wie Frg. 127 (= 1 Falzstreifen). Wenn davon ausgegangen wird, dass ein Falzstreifen im Durchschnitt 10 mm breit ist, könnte man mit den 18 vorliegenden Falzstreifen die vermutete Urkunde in einem Umfang von 465 x 180 mm rekonstruieren. Die zahlreichen unbeschriebenen Fälze in der Inkunabel könnten von den unbeschriebenen Urkundenteilen oberhalb und unterhalb des Urkundenblattes stammen und dazu beitragen, dass die Urkunde womöglich sogar in einem Ausmaß von 465 x 250 mm rekonstruierbar wäre.
VERWENDUNG DES FALZMATERIALS: Besonders interessant ist das unregelmäßige und nicht direkt aufeinanderfolgende Auftreten von Falzstreifen derselben Handschrift. Der Buchbinder dürfte also nicht – wie zuweilen angenommen wird – noch vollständige Recycling-Pergamentblätter vor sich gehabt und diese sukzessive in Streifen geschnitten und in die Bindung eingearbeitet haben, denn dann sollten die direkt aufeinanderfolgenden Falzstreifen ein ursprüngliches Blatt wiederherstellen können. Vielmehr erweckt diese Anordnung innerhalb der Inkunabel den Eindruck, dass der Binder auf einen Korb mit bereits vorbereitetem Schnittmaterial zugegriffen hat, was das Auftreten so vieler unterschiedlicher ursprünglicher Schriftstücke und Handschriften (circa 5–6) sowie die einmal vertikal, einmal horizontal erfolgte Schneidung der Blätter erklären würde.
FÄLZE AUS ANDEREN HANDSCHRIFTEN in ULBT, Ink. 104 A 2: In-situ-Falzstreifen, die aus einer anderen Handschrift in karolingischer Minuskel mit Notation sowie hellorangen Überschriften, Initialen und Verzierungsstrichen als ULBT, Frg. 127 stammen, befinden sich zw. ff. 60/61, 68/69, 76/77, 84/85, 92/93 (längeres Stück; das kürzere Falzstreifenstück entstammt einer dritten ursprünglichen Handschrift), 99/100, 114/115, 122/123, 155/156, 163/164 (kürzerer Streifen, der längere Falzstreifen stammt aus einer vierten ursprünglichen Handschrift oder von einem Vorsatzblatt mit Federproben), 186/187. Aus unterschiedlichen in gotischer Schrift geschriebenen ursprünglichen Handschriften entstammen die Pergamentfälze zwischen ff. 131/132, 147/148, 202/203. Bis hier wurden die Streifen waagrecht entlang der Zeilen geschnitten. Braune Tintenlinierung deutlich sichtbar, rote Überschriften, Kapitelanfänge und Zahlen (Kalender?). Nach diesen Fälzen tritt auch ein vertikaler Schnitt auf, sodass auf verschiedenen Streifen lediglich untereinander gereihte Zeilenportionen sichtbar sind, ff. 210/211, 218/219, 226/227, 234/235. In der Inkunabel (ohne Seiten- bzw. Blattzählung) wurde am 18.06.2019 bei allen Falzstreifen säurefreies Papier eingelegt, auf dem mit Bleistift vermerkt ist, ob ein In-situ-Falzstreifen zu ULBT, Frg. 127 oder einem anderen Text gehört. Originaler heller Schweinsledereinband mit erhaltenen Schließen, die Buckel wurden abgenommen.
Zu ULBT, Ink. 104 B 9:
Wie bei ULBT, Ink. 104 A 2 befinden sich in nahezu allen Lagenmitten Fälze von verschiedenen ursprünglichen Handschriften; zuweilen finden sich in einer Lagenmitte zwei Streifen von zwei unterschiedlichen Handschriften, die mit unterschiedlichen Schriften und in unterschiedlichen Sprachen (lat., dt.) geschrieben sind, die sowohl auf Urkunden als auch literarische Texte hindeuten. Ein paar wenige Falzstreifen sind aus Papier, einem eher unüblichen Material für diese Art von Buchbindearbeiten.
Originaler heller Schweinsledereinband mit erhaltenen Schließen, die Buckel wurden abgenommen. Schnalser Signatur am Rücken verblasst sichtbar.
ULBT, Frg. 39_1 stammt vom Spiegel des vorderen, ULBT, Frg. 39_2 vom Spiegel des hinteren Deckels. Beide Inkunabeln weisen auf denselben Buchbinder hin, da die Vorgehensweise in der Verarbeitung des gebrauchten Materials dieselbe ist.
Bibliography
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Bernhard Schnell - Egino Weidenhiller, Stephan von Landskron CanAug, in: 2Verfasserlexikon 9 (1995), Sp. 295–301, Sp. 298–299 (ohne dieses Fragment).
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Christine Glaßner - Karl Heinz Keller, Fragmente der „Himelstraß“ des Stephan von Landskron aus der Kartause Schnals in Südtirol, in: Maniculae 2 (2021), 10–13.
https://doi.org/10.21248/maniculae.12