'Segremors' A
F-iemq
General Information
Schreibsprache: Mitteldeutsch mit niederdeutscher Färbung, vielleicht Arbeit eines hochdeutsch schreibenden Niederdeutschen (vgl. Beckers 1992).
Kodikologie: 'Segremors' A gehörte zu derselben Handschrift wie 'Segremors' B, Gotha, Forschungsbibl. der Universität Erfurt, Cod. Memb. I 133.
Zwei Schwesterhandschriften sind bisher identifiziert worden: das ‚Parzival‘-Fragment 9, Gotha, Forschungsbibliothek der Universität Erfurt, Cod. Memb. I 130 (1 Doppelblatt) und Sondershausen, Schlossmuseum, Germ. lit. 2 (olim Hs.-Br. 3) (1 Doppelblatt) und die 'Jenaer Liederhandschrift', Jena, Universitäts- und Landesbibliothek, Ms. El. f. 101.
Inhalt: Deutschsprachige Adaptation des altfranzösischen Artusromans 'Meraugis de Portlesguez' von Raoul de Houdenc, dessen Datierung in der romanistischen Forschung umstritten ist: 1. 1200–1210; 2. zwischen 1225/1230–1235.
Original Condition
Prachthandschrift, welche vielleicht der Repräsentation gedient hat.
Ungeklärt bleibt die Frage, ob sich hinter den beiden Handschriften ('Segremors' A/B und dem 'Parzival'-Fragment 9) eine einzige Epensammlung verbirgt, oder ob 'Segremors' A/B und das ‚Parzival‘-Fragment 9 die Überreste von je einer ‚Segremors‘- und einer ‚Parzival‘-Handschrift sind.
Current Condition
Merkwürdigerweise werden in der Forschung unterschiedliche Maße für Fragmente A und B angegeben, obwohl unbestritten ist, dass sie ursprünglich derselben Handschrift gehörten. Es gäbe einen Unterschied von etwa 4 cm zwischen 'Segremors' A und 'Segremors' B.
Content
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Content Item
- Text Language Mitteldeutsch mit niederdeutscher Färbung
- Title 'Segremors' A
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Content Description
Im französischen ‚Meraugis de Portlesguez‘, dem die in 'Segremors' A überliefterte Szene entlehnt ist (v. 1242–1381, ed. Szkilnik 2004), steht sie in folgendem Kontext: Ein Zwerg erscheint am Artushof und erinnert den König daran, dass Gauvain bereits vor einem Jahr ausgezogen sei, um das espeë as estranges renges, das ‚Schwert mit dem seltsamen Wehrgehänge‘ (v. 1274), zu finden und dass er am heutigen Tag an den Hof hätte zurückkehren müssen. Der Zwerg kann oder will dem König keine Auskunft über Gauvains Schicksals geben. Er könne nur gerettet werden, wenn ein hervorragender, ungewöhnlich mutiger Ritter sich bereit erkläre, ins Esplumeoir Merlin (v. 1303) zu reiten und sich dort nach Gauvain zu erkundigen. Als einziger von allen Artusrittern meldet sich der junge, unerfahrene Ritter Meraugis, der Segremors im deutschsprachigen Roman heisst und dem seine Dame, Lidoine, auferlegt hat, ein Jahr lang auszuziehen und Ruhm zu erlangen, ehe sie ihn heiratet.
Fragment A des deutschsprachigen 'Segremors'-Romans beginnt mitten in diesem Redebeitrag, hier aus dem Mund Segremors’. Der junge Segremors verabschiedet sich von dem Zwerg Malgrin und möchte ausreiten, um Gawan zu retten. Seine Geliebte Niobe begleitet ihn.
History
Herfkunft unbekannt. Als Auftraggeber der Handschrift kämen die Langfragen von Thüringen, vielleicht Friedrich der Ernsthafte von Thüringen-Meißen (1324–1349), in Frage. (vgl. Schiewer, S. 229f.)
Aufschriften von einer späteren Hand auf Folio 1r: waſſenburgk (am rechten Rand); anno domini M 5 xliij freytags nach trinitatis (zwischen den Spalten)
Bibliography
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Paul Gerhardt Beyer, Die mitteldeutschen Segremorsfragmente. Untersuchung und Ausgabe, Diss. Marburg 1909.
https://archive.org/details/DieMitteldeutschenSegremorsfragmente -
Hans-Jochen Schiewer, Ein ris ich dar vmbe abe brach / Von sinem wunder bovme. Beobachtungen zur Überlieferung des nachklassischen Artusromans im 13. und 14. Jahrhundert, in: Deutsche Handschriften 1100-1400. Oxforder Kolloquium 1985, hg. von Volker Honemann und Nigel F. Palmer, Tübingen 1988, S. 222-278, hier S. 228-230, 246f., 266-271.
https://freidok.uni-freiburg.de/data/6830 -
Hartmut Beckers, Sprachliche Beobachtungen zu einigen 'Parzival'-Bruchstücken niederdeutscher Schreiber, in: Wolfram-Studien XII (1992), S. 67-92, hier S. 75-79.
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Raoul de Houdenc, Meraugis de Portlesguez. Roman arthurien du XIIIe siècle publié d’après le manuscrit de la Bibliothèque du Vatican. Éd. bilingue, publ., trad., prés., et notes par Michelle Szkilnik, Paris 2004 (Champion Classiques. Moyen Âge, 12).
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Reinhold Köhler, Bruchstücke eines Gedichts aus dem Artuskreise, in: Germania 5 (1860), S. 461-463.
https://books.google.de/books?id=aw8OAAAAYAAJ&hl=fr