Waltharius
F-743h
General Information
"Karolingische Minuskel in rötlich-brauner Tinte von einer Hand, von ihr auch die z. T. lavierten Verskapitalen in fast reiner Rustica. Von zwei oder drei jüngeren Händen Korrekturen im Text, abgeriebene Stellen nachgezogen, Glossen (darunter wenige deutsche) in brauner und grauer Tinte; bei Zeilenschlüssen [...] unbeholfene rote Knollenblätterranken mit Andeutung von Metallbeschlägen" (Daniel, Handschriften München, 1989, 185).
Original Condition
Die rekonstruierten Blattmaße, der Schriftspiegel und die Zeilen stammen grundsätzlich aus Bergmann - Stricker - Goldammer - Wich-Reif, Katalog, 2005, 202 basierend auf dem Münchener Fragment Cod. ms. 479 (Fragment) = M.
Diese Maße wurden bei ULBT, Frg. 89 überprüft und teilweise um ein paar Millimeter abgeändert. Die Rekonstruktion der Höhe der Seite sowie der Höhe des Schriftspiegels können anhand von ULBT, Frg. 89 allerdings nicht festgemacht werden.
Current Condition
Zu den unveröffentlichten internen Findmitteln zählen zwei maschinenschriftliche Verzeichnisse: Das kurze „Verzeichnis der Handschriftenfragmente“ zu Frg. 1–88, das keine weiteren Informationen zum Autor oder zur Autorin bzw. zum Herstellungsdatum aufweist, ist womöglich unter den Bibliotheksdirektoren Ludwig von Hörmann zu Hörbach (1882–1902), Anton Hittmair (1903–1911) oder Ludwig Sprung (1911–1923) erstellt worden. Frg. 89 und 90 wurden diesem Verzeichnis später handschriftlich hinzugefügt. Anzunehmen ist, dass diese Hinzufügung um das Jahr 1933 vorgenommen wurde, als der damalige Bibliotheksdirektor Heinrich Pogatscher (1923–1935) im Zentralblatt für Bibliothekswesen 50 (1933), S. 341 über die Münchener Schenkung von Frg. 90 berichtet.
Die handschriftliche Hinzufügung notiert bei Frg. 89 14 Teile einer Walthariushandschrift sowie 6 Teile einer noch zu bestimmenden Handschrift. In Bergmann - Stricker - Goldammer - Wich-Reif, Katalog, 2005, 202 werden nur mehr 14 Teile angeführt.
Auch die alten Aufbewahrungskuverts führen 14 Stücke an. Wahrscheinlich wurden die sechs noch zu bestimmenden Teile im Zuge der erneuten Beschäftigung mit den Fragmente (Sieglinde Sepp 1980er Jahre) bestimmt, als nicht zugehörig identifiziert und als eigene Fragmentsignatur unter den A bis E Signaturen inventarisiert.
Content
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Content Item
- Text Language Latein
- Title Waltharius
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Content Description
153 Verse zwischen V. 114 und 1254 (Bergmann - Stricker - Goldammer - Wich-Reif, Katalog, 2005, 202)
- Glosses and Additions Neun Glossen, davon acht interlinear und eine marginal stehend (Für ULBT, Frg. 89 und ULBT, Frg. 90: Bergmann - Stricker - Goldammer - Wich-Reif, Katalog, 2005, 203)
- Edition Auflistung der Editionen in: Bergmann - Stricker - Goldammer - Wich-Reif, Katalog, 2005, 203. Speziell für die Innsbrucker Fragmente 89 und 90: Schönbach, Altdeutsche Funde, 1889, 340–350; Strecker, Waltharius, 1947.
History
Diesem Fragment wurden Teile, die ursprünglich im Besitz der Universitätsbibliothek München waren, hinzugefügt (cf. heute ULBT, Frg. 90) und die die Universitätsbibliothek München der Universitätsbibliothek Innsbruck als Geschenk übergab, als feststand, dass es sich um Teile derselben Handschrift handelt, aus der auch ULBT, Frg. 89 stammt.
Host Volume
Frg. 89 wurde aus vier Drucken herausgelöst, cf. die handschriftlichen Aufzeichnungen (hier mit Anführungszeichen gekennzeichnet) auf dem im alten Aufbewahrungskuvert beiliegenden weißen Blatt. Hier als 4. Seite des PDF im Anhang:
1) "ULBT, Ink. 109 A 8, enthielt drei Stücke (auf dem Umschlag nummeriert 9, 10, 11)". Die Fragmentteile wurden wahrscheinlich um die erste und die letzte Lage geschlagen, wo sich heute zwischen erster und zweiter sowie der vorletzten und letzten Lage Papierstreifen als Ersatz der Pergamentstreifen befinden. Die schmale lange Ritze zwischen dem hinteren Buchblock und dem hinteren Deckel lässt Buchstabenportionen als Abklatsche erkennen. Die Inkunabel enthält keine In-situ-Fragmente.
2) "ULBT, Ink. 110 A 4 (ex corr. del. 104 A 8) enthielt drei größere Stücke (1, 6, 8 am Umschlag) und drei sehr schmale Fälze". Heute können wir dieser Notiz lediglich die drei größeren Stücke zuordnen: Frg. 89_9 (Kuvert 18), Frg. 89_10 (Kuvert 19) und Frg. 89_11 (Kuvert 20).
Die Inkunabel enthält keine beschriebenen In-situ-Fragmente.
3) "ULBT, Ink. 107 A 12 enthielt fünf größere Stücke (2, 3, 7, 13, 14) und drei sehr schmale Fälze, davon einer ohne Schrift". Heute können wir dieser Notiz folgende Fragmente zuordnen: Frg. 89_4 (Kuvert 13); Frg. 89_5 (Kuvert 14); Frg. 89_6 (Kuvert 15); Fr. 89_7 (Kuvert 16); Frg. 89_8 (Kuvert 17).
Die Inkunabel enthält, außer einem unbeschriebenen Falzfragment in der ersten Lage, keine In-situ-Fragmente.
4) "ULBT, Ink. 104 A 8 (ex corr. del. 110 A 4) enthielt zwei größere Stücke (5, 12) und einen schmalen Falz (4)". Heute können wir Frg. 89_2 (aus Kuvert 11) und Frg. 89_3 (aus Kuvert 12) dieser Notiz zuordnen.
Diese Fragmente stammen offensichtlich von der äußeren Falzverstärkung des ersten Quinternio, die durch modernes Papier ersetzt wurde, das vor und nach dieser Lage sichtbar ist. Die Inkunabel enthält zudem paläographisch und inhaltlich nicht zu Frg. 89 und Frg. 90 gehörende In-situ-Falzstreifenfragmente, in den ersten Lagen von einer Handschrift; im hinteren Teil von mindestens einer zweiten Handschrift. Durch die sehr enge Bindung sind die Falzstreifen in der Mitte des Buchblocks paläographisch und inhaltlich nicht vergleichbar. Die Falzstreifen sind zuweilen parallel und teilweise vertikal zum Schriftverlauf geschnitten und kommen in jeder Lagenmitte aller Quinternionen vor; ab Lage s treten auch Ternionen und Quaternionen auf: cc. a5v und a6r; cc. b5v und b6r; cc. c4v und c5r; cc. d4v und d5r; cc. e4v und e5r – bei verschiedenen Falzstreifen wurde der Versuch unternommen, diese herauszulösen, da zuweilen der erste und zweite Nahtpunkt aufgeschnitten wurde und die Fälze nur mehr zur Hälfte in das Buch genäht sind –; cc. f4v und f5r; cc. g4v und g5r, cc. h4v und h5r; cc. i4v und i5r; cc. k4v und k5r; cc. l4v und l5r; cc. m4v und m5r; cc. n4v und n5r; cc. o4v und o5r; cc. p4v und p5r; cc. q4v und q5r; cc. r4v und r5r; cc. s3v und s5r; cc. t3v und t4r; cc. v4v und v5r; cc. x4v und x5r; cc. y4v und y5r; cc. A4v und A5r; cc. B4v und B5r; cc. C4v und C5r; cc. D4v und D5r; cc. E4v und E5r; cc. F4v und F5r; cc. G4v und G5r; cc. H4v und H5r; cc. I4v und I5r; cc. K4v und K5r; cc. L4v und L5r; cc. M3v und M4r; cc. N4v und N5r; cc. O4v und O5r; cc. P4v und P5r; cc. PP4v und PP5r; cc. Q5v und Q5r; cc. R5v und R6r; cc. S4v und S5r; cc. T4v und T5r; cc. U4v und U5r; cc. X4v und X5r – ohne durchgängigen In-situ-Falzstreifen, sondern nur im oberen Drittel. Die Nahtfäden sind stellenweise geöffnet, weshalb angenommen werden kann, dass die restlichen Teile abgelöst wurden: cc.Y4v und Y5r; cc. Z4v und Z5r; cc. aa4v und aa5r; bb4v und bb5r; cc. cc3v und cc4r (Schrift vergleichsweise gut sichtbar); cc. ee2v und ee3r.
Die Lagenmitte zwischen cc. dd4v und dd5r stellt die einzige ohne In-situ-Falzstreifen dar. Da der Nahtfaden stellenweise geöffnet ist, kann davon ausgegangen werden, dass der ursprünglich vorhandene Falzstreifen ausgelöst wurde.
Eine In-situ-Digitalisierung mittels Prisma ist aufgrund der engen Bindung und der schmalen Fälze großteils nicht möglich.
Bibliography
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https://www.jstor.org/stable/45020111?seq=1