Stephan von Landskron, "Himelstraß"

F-3iy2

Innsbruck, Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Frg. 40

Remarks by the Editor

Vgl. auch die maschinenschriftliche Karteikarte in PDF (in Verwendung Anfang/Mitte des 20. Jh.)

General Information

Title Stephan von Landskron, "Himelstraß"
Shelfmarks Frg. 40
Material Papier, ohne sichtbare Wasserzeichen. Womöglich durch die flächendeckende Verleimung auf den Versoseiten nicht mehr erkennbar.
Place of Origin Ostoberbayrisches Sprachgebiet
Date of Origin 1475–1500 (Glaßner - Keller, Fragmente, 2021, 11)

Original Condition

Page Height 318 – 321 mm
Page Width 218 – 222 mm
Height of Written Area 226 – 233 mm
Width of Written Area 148 – 162 mm
Number of Columns 2
Width of Columns 62 – 78 mm
Number of Lines 46
Line Height 4 – 6 mm
Ruling Keine Linierung sichtbar
Collation

Das Bifolium stellt das innerste Doppelblatt eines Quaternions dar (Glaßner - Keller, Fragmente, 2021, 11, Lagengrafik: 12) 

Current Condition

Extent 1 Bifolium
Dimensions 11/442 x 273/320 mm
More about the Current Condition

Mehrere tiefere Einrisse an den Rändern, der Text ist davon nicht betroffen; deutliche Kleberspuren auf der Versoseite

Die Größe des Papiers stimmt exakt mit ULBT, Frg. 39_3 überein. Auch das Layout ist nahezu identisch. Der Zustand des Papiers weist große Ähnlichkeiten auf. Allerdings handelt es sich um einen anderen Schreiber als bei ULBT, Frg. 39. 

Content

  • Content Item
    • Persons Stephan von Landskron
    • Text Language Ostoberbairisch
    • Title "Himelstraß"
    • Content Description

      Teile aus Kap. 39

    • Remarks

      Identifikation des Textes durch Christine Glaßner und Karl Heinz Keller im März 2020

Host Volume

Title Ludolphus de Saxonia, Vita Christi
Date of Origin/Publication 20. Dezember 1478
Place of Origin/Publication Nürnberg, Anton Koberger. Durch die Klosteraufhebungen unter Joseph II. wurden von den 64 Tiroler Klöstern 21 in den Jahren 1782 bis 1787 aufgehoben und ihre Bücher dem Staat übergeben. Ebenso davon betroffen war die Kartause Schnals (1782) im Schnalstal, von der insgesamt 83 Bücher 1783 an die ULB Tirol kamen. Vgl. Besitzvermerk auf f. 2r: "Liber domus Carthusiae in Snals".
Shelfmark ULBT, Ink. 104 A 2 (olim ULBT, II 4 A) (H. 10292)
Remarks

Diese Inkunabel war ebenso der Trägerband von ULBT, Frg. 39 und ULBT, Frg. 127.

VDS und HDS: Der vordere Spiegel ist heute leer, weist aber Abklatschspuren von ULBT, Frg. 40v (Papier) auf. ULBT, Frg. 40 ist in seinen Rissen und Löchern am oberen und unteren Blattende deckungsgleich mit den am VDS verbliebenen Papierspuren, die sich bei Aufeinanderlegen des Fragments auf den Spiegel des Vorderdeckels perfekt ergänzen und die Formen des unzerstörten Papierblattes zeigen. Ebenso leer ist heute der hintere Spiegel, der Abklatschspuren von ULBT, Frg. 39_3v (Papier) aufweist. Auch ULBT, Frg. 39_3 ist in seinen Rissen und Löchern am unteren und seitlichen Blattrand deckungsgleich mit den am HDS verbliebenen Papierspuren, die sich bei Aufeinanderlegen des Fragments auf den Spiegel des hinteren Deckels auch in diesem Fall eindeutig ergänzen und gemeinsam die Formen des unzerstörten Papierblattes zeigen. Auf der rechten Blattseite von ULBT, Frg. 39_3r sind zwischen den beiden Kolumnen farblose Abdrücke des Nachsatzblattes von ULBT, Ink. 104 A 2 zu erkennen. Das Nachsatzblatt in Pergament mit großer eckiger gotischer Schrift und sichtbarer Tintenlinierung der Zeilen und des Schriftspiegels ist nur mehr als dreiecksförmiger länglicher Streifen von ca. 480 x 103 x 20 mm erhalten. Denkbar wäre, dass auch das Vorsatzblatt aus einem solchen Pergamentblatt mit großer gotischer Schrift als Schutz gedient hat. Ein genau solches und dazugehöriges Blatt wurde ebenso als Vorsatzblatt in ULBT, Ink. 104 B 9, dem Trägerband von ULBT, Frg. 39 eingesetzt. Das Blatt wurde zwar beschnitten, aber beide Kolumnen sind weitestgehend sichtbar. Circa 30/35 mm des Vorsatzblattes stehen zwischen erster und zweiter Lage des Buches vor.  

FÄLZE ZU ULBT, FRG. 127: Anfangs und zuweilen innerhalb des Buches In-situ-Pergamentfälze ohne Schrift; alle anderen mit Schrift. Einige davon stammen aus demselben Schriftstück wie ULBT, Frg. 127 und befinden sich zwischen ff. 36/37, 44/45, 52/53, 258/259, 266/267, 274/275, 282/283, 290/291, 298/299, 306/307, 314/315, 322/323, 330/331, 338/339, 346/347, 354/355, 370/371 (Lage lose, Frg. lose hängend). Diese Fälze sind nur einseitig beschrieben, womöglich handelt es sich um einen Urkundentext.

Die Schriftseite in der Falzfaltung ist zuweilen innen, zuweilen außen und weist auf Willkür in der Faltung des Recyclingmaterials hin. 17 Falzstreifen kommen aus demselben Schriftstück wie Frg. 127 (= 1 Falzstreifen). Wenn davon ausgegangen wird, dass ein Falzstreifen im Durchschnitt 10 mm breit ist, könnte man mit den 18 vorliegenden Falzstreifen die vermutete Urkunde in einem Umfang von 465 x 180 mm rekonstruieren. Die zahlreichen unbeschriebenen Fälze in der Inkunabel könnten von den unbeschriebenen Urkundenteilen oberhalb und unterhalb des Urkundenblattes stammen und dazu beitragen, dass die Urkunde womöglich sogar in einem Ausmaß von 465 x 250 mm rekonstruierbar wäre.

VERWENDUNG DES FALZMATERIALS: Besonders interessant ist das unregelmäßige und nicht direkt aufeinanderfolgende Auftreten von Falzstreifen derselben Handschrift. Der Buchbinder dürfte also nicht – wie zuweilen angenommen wird – noch vollständige Recycling-Pergamentblätter vor sich gehabt und diese sukzessive in Streifen geschnitten und in die Bindung eingearbeitet haben, denn dann sollten die direkt aufeinanderfolgenden Falzstreifen ein ursprüngliches Blatt wiederherstellen können. Vielmehr erweckt diese Anordnung innerhalb der Inkunabel den Eindruck, dass der Binder auf einen Korb mit bereits vorbereitetem Schnittmaterial zugegriffen hat, was das Auftreten so vieler unterschiedlicher ursprünglicher Schriftstücke und Handschriften (circa 5–6) sowie die einmal vertikal, einmal horizontal erfolgte Schneidung der Blätter erklären würde. 

FÄLZE AUS ANDEREN HANDSCHRIFTEN: In-situ-Falzstreifen, die aus einer anderen Handschrift in karolingischer Minuskel mit Notation sowie hellorangen Überschriften, Initialen und Verzierungsstrichen als ULBT, Frg. 127 stammen, befinden sich zw. ff. 60/61, 68/69, 76/77, 84/85, 92/93 (längeres Stück; das kürzere Falzstreifenstück entstammt einer dritten Handschrift), 99/100, 114/115, 122/123, 155/156, 163/164 (kürzerer Streifen, der längere Falzstreifen stammt aus einer vierten ursprünglichen Handschrift oder von einem Vorsatzblatt mit Federproben), 186/187. Aus unterschiedlichen in gotischer Schrift geschriebenen ursprünglichen Handschriften entstammen die Pergamentfälze zwischen ff. 131/132, 147/148, 202/203. Bis hier wurden die Streifen waagrecht entlang der Zeilen geschnitten. Braune Tintenlinierung deutlich sichtbar, rote Überschriften, Kapitelanfänge und Zahlen (Kalender?). Nach diesen Fälzen tritt auch ein vertikaler Schnitt auf, sodass auf verschiedenen Streifen lediglich untereinander gereihte Zeilenportionen sichtbar sind, ff. 210/211, 218/219, 226/227, 234/235. In der Inkunabel (ohne Seiten- bzw. Blattzählung) wurde am 18.06.2019 bei allen Falzstreifen säurefreies Papier eingelegt, auf dem mit Bleistift vermerkt ist, ob ein In-situ-Falzstreifen zu ULBT, Frg. 127 oder einem anderen Text gehört. Originaler heller Schweinsledereinband mit erhaltenen Schließen, die Buckel wurden abgenommen.

Bibliography

  • Bernhard Schnell - Egino Weidenhiller, Stephan von Landskron CanAug, in: 2Verfasserlexikon 9 (1995), Sp. 295–301, Sp. 298–299 (ohne dieses Fragment).

  • Christine Glaßner - Karl Heinz Keller, Fragmente der „Himelstraß“ des Stephan von Landskron aus der Kartause Schnals in Südtirol, in: Maniculae 2 (2021), 10–13.

    https://doi.org/10.21248/maniculae.12